Die Qualitätssicherung von Fachinhalten ist für Autorinnen, Autoren und Verlage eine zeitintensive Herausforderung, da manuelle Prüfprozesse fehleranfällig und schwer skalierbar sind. SHI hat eine Lösung entwickelt, die KI-gestützte Automatisierung mit menschlicher Kontrolle kombiniert, indem Fragen-Antwort-Paare automatisch generiert und überprüft werden, während die finale Bewertung stets beim Menschen bleibt. Durch die Integration als Add-In in Microsoft Word, erläutert Arkadius Nowakowski, wird die Qualitätssicherung und Kommunikation zwischen Autoren und Verlagen deutlich vereinfacht.
Worin besteht die Herausforderung bei der Qualitätssicherung von Fachinhalten?

Arkadius Nowakowski
Die Qualitätssicherung von Fachinhalten stellt sowohl für Autorinnen und Autoren als auch für Verlage eine wichtige jedoch auch zeitintensive Aufgabe dar. In der Praxis führt das zu mehreren Herausforderungen:
- Manuelle Prüfprozesse sind zeitintensiv und schwer skalierbar.
- Bei manueller Prüfung können kleinere inhaltliche Abweichungen oder Ungenauigkeiten leicht übersehen werden.
- Umfassende Inhalte müssen von unterschiedlichen Personen/Rollen in umfangreichen Werken erstellt und gegengeprüft werden. Hierbei ist eine konsistente und möglichst vollständige Qualitätsprüfung oft nur schwer zu gewährleisten.
- Korrekturen erfordern im ungünstigsten Fall größere Schleifen der Nacharbeit, welche unter knappen personellen Ressourcen leiden können.
Die zentrale Herausforderung liegt daher darin, eine zeitsparende Automatisierung in der Qualitätssicherung zu ermöglichen, welche die Nacharbeit frühestmöglich verhindert ohne dabei den menschlichen Qualitätsanspruch aus dem Blick zu verlieren.
Ihr habt eine Lösung entwickelt, die sowohl Autoren und Verlagen bei der Qualitätsprüfung hilft. Was ist Euer Ansatz?
Unser Ansatz kombiniert KI-gestützte Automatisierung mit menschlicher Qualitätskontrolle. Die Lösung bietet zwei zentrale Funktionen:
- Generierung von Fragen und Antworten:
Autorinnen, Autoren oder Redaktionen können auf Basis ihrer Fachinhalte automatisch Fragen-Antwort-Paare erstellen lassen. Dadurch werden relevante Aspekte des Textes systematisch abgedeckt und potenzielle Inhaltslücken sichtbar. Zusätzlich besteht weiterhin die Möglichkeit manuell F&A-Paare zu einzutragen. - Qualitätsprüfung und Vergleich:
Sowohl automatisch generierte als auch manuell verfasste Fragen und Antworten können durch das System überprüft werden. Dabei vergleicht die KI die bestehenden Paare mit automatisch generierten Antworten und zeigt inhaltliche Übereinstimmungen oder Abweichungen auf.
Dieser AI-Human-in-the-loop-Ansatz ermöglicht eine kontinuierliche und nachvollziehbare Qualitätsprüfung – bei voller inhaltlicher Kontrolle durch Autorinnen, Autoren und Verlage.
Die Lösung wird zu einem gemeinsamen Werkzeug, welches sowohl die Qualitätssicherung als auch die Kommunikation zwischen Autoren und Verlagen vereinfacht und sich somit in den bereits bestehenden redaktionellen Workflow integriert.
Wie wird die Lösung in den Arbeitsablauf zwischen Autoren und Verlagen integriert?
Die Lösung ist direkt in den bestehenden Arbeitsprozess von Autorinnen, Autoren und Verlagen eingebettet. Sie wird als Add-In in Microsoft Word integriert – also in dem Werkzeug, in dem Autoren ihre Fachinhalte ohnehin überwiegend erstellen. Das Microsoft Word Dokument wird vom Autor samt der Fragen-Antwort-Paare an den Verlag übergeben. Zum einen kann das Lektorat kann anhand der vom Autor im Dokument hinterlegten Fragen-Antwort-Paare, die Absicht des Autors nachvollziehen. Zum anderen kann der Verlag eigene Fragen (mit oder ohne Antwort) in dem Dokument ergänzen. Diese können automatisiert durch das Add-In beantwortet und zeitlgleich bezogen auf den Kapitelinhalt verifiziert werden. Sollte der Verlag keine zufriedenstellenden Antworten auf seine hinzugefügten Fragen erhalten, besteht hier Möglichkeit, die verlagsseitig erstellten Fragen und Antworten über das Dokument, zusammen mit der Bitte um Ergänzung der Kapitelinhalte, zurück an den Autor zu schicken.
Verlage profitieren hierbei, da sie die Ergebnisse der automatischen Qualitätsprüfungen nachvollziehen und vergleichen können. Dadurch entsteht eine transparente Qualitätsprüfung der Fachinhalte über den gesamten Content-Erstellungsprozess hinweg. Die Lösung wird zu einem gemeinsamen Werkzeug, welches sowohl die Qualitätssicherung als auch die Kommunikation zwischen Autoren und Verlagen vereinfacht und sich somit in den bereits bestehenden redaktionellen Workflow integriert.
Was ist das Ergebnis? Worin genau besteht die Qualitätsprüfung?
Die Qualitätsprüfung basiert auf dem inhaltlichen Abgleich von erwarteten Antworten auf Fragen, welche der Autor für ein Kapitel definiert hat. Während der Qualitätsprüfung wird für jede Frage zu einem Kapitel eine Antwort mit Hilfe der verlagseigenen KI-Schnittstelle generiert. Anschließend gleicht das System diese generierte Antwort mit der vom Autor vorab definierten erwarteten Antwort ab. Sollten die Antworten semantisch nicht übereinstimmen, wird der Autor und der Verlag auf die Abweichung hingewiesen. Auch der Fall, dass der Kapitelinhalt keinerlei Informationen zu einer Frage liefern kann, wird hier ebenfalls abgedeckt. Die Kennzeichnung von Informationslücken erfolgt hier automatisiert über den Frage-Antwort-Paar-Katalog.
Was bedeutet das von Euch für die Lösung angewandte „AI-Human-in-the-loop”-Konzept?
Das „AI-Human-in-the-loop“-Konzept bezieht sich in diesem Zusammenhang auf die Bewertung der durch die KI generierten Inhalte und deren Nachbearbeitung durch den Autor oder den Verlag. Die KI wird zur automatisierten Erstellung von Fragen und Antworten sowie deren Abgleich mit dem Fachinhalt eingesetzt. Sie kann auf Basis der Fachinhalte Vorschläge machen, um etwa alternative Formulierungen oder neue Frage-Antwort-Paare zu erstellen. Die finale Prozess zur Bewertung, Auswahl und zur Nachbearbeitung der Frage-Antwort-Paare, welche in die Retrieval-Plattform übernommen werden dürfen, liegt immer beim Menschen – also bei den Autorinnen, Autoren oder beim Verlag. Die in den Qualitätsprozess involvierten Personen behalten so die fachliche und inhaltliche Kontrolle. Somit entsteht ein transparenter, nachvollziehbarer Prozess: Die KI sorgt für Effizienz - der Mensch sorgt für Expertise und Verantwortlichkeit. Die Qualität wird dadurch zweistufig gesichert – automatisiert, aber nicht unkontrolliert.
Euer Vortrag auf dem CrossMediaForum lautet „KI-gestützte Qualitätssicherung für Fachinhalte: Automatisierte Inhaltserweiterung und -Prüfung“. Was wird die Kernbotschaft sein?Die Kernbotschaft unseres Vortrags ist: Qualitätssicherung von Fachinhalten kann durch KI automatisiert werden – ohne die menschliche Kontrolle zu verlieren. Unsere Lösung zeigt, wie Fachinhalte durch den automatisierten Abgleich von Fragen und Antworten überprüft, erweitert und verbessert werden können. So entsteht eine durchgängige Qualitätskette: vom Autor über den Verlag bis hin zur Nutzung in Wissensplattformen. Der entscheidende Punkt ist dabei der „Human-in-the-loop“-Ansatz – die Kombination aus KI-gestützter Effizienz und menschlicher Fachkompetenz.
Arkadius Nowakowski ist Bereichsleiter Publisher Products and Web Development bei der SHI GmbH und Referent beim 27. CrossMediaForum KI-Spezial am 27.11.2025.