KI im Journalismus ist Werkzeug und kein Ersatz für Redaktionen

Künstliche Intelligenz, Automatisierung und neue digitale Geschäftsmodelle verändern die Medienwelt in rasantem Tempo. Thomas Wolf, Geschäftsführer der publizer GmbH und Betreiber von DieSachsen.de, spricht im Interview darüber, warum KI im Journalismus ein Werkzeug und kein Ersatz ist, wie Redaktionen bis zu 75 Prozent effizienter arbeiten können – und warum Plattformjournalismus die vielleicht spannendste Chance für Zeitungsverlage seit Jahrzehnten ist.

Sie sagen, KI sollte als Werkzeug eingesetzt, nicht als Journalist. Was meinen Sie damit?

Thomas Wolf

Künstliche Intelligenz kann heute beeindruckende Leistungen vollbringen – Texte generieren, Bilder erstellen oder Daten auswerten. Aber sie versteht nicht, was relevant, wahr oder gesellschaftlich bedeutsam ist. Journalismus lebt von Verantwortung, Haltung und Einordnung – Dinge, die kein Algorithmus leisten kann. Deshalb sehe ich KI als Werkzeug, nicht als Ersatz. Sie kann Redaktionen enorm entlasten, Routinen automatisieren und Arbeit beschleunigen. Aber die journalistische Entscheidung – was veröffentlicht wird und wie – bleibt immer beim Menschen. Nur so bleibt Glaubwürdigkeit erhalten.

Worin besteht nach Ihrer Erfahrung der größte Hebel beim Einsatz von KI im redaktionellen Prozess?
Ganz klar: in der Effizienz. Mit publizer können Redaktionen bis zu 75 Prozent schneller arbeiten. KI hilft, Arbeitsschritte zu automatisieren – etwa bei der Formatierung, SEO-Aufbereitung, Übersetzung oder Verteilung von Inhalten. Das bedeutet: Weniger Zeit für Technik und Routine, mehr Zeit für journalistische Qualität. Gerade kleine oder mittelgroße Teams profitieren davon, weil sie mit publizer plötzlich Leistung auf Konzernebene bringen können – ohne zusätzliche Personal- oder Entwicklungskosten.

Was bedeutet das für die Arbeit als Redakteur oder Journalist? Worin liegt die größte Veränderung? Und braucht es neue Fähigkeiten?
Ja, die Arbeit verändert sich. Redaktionen werden stärker zu Steuerern von Prozessen. Wer publizer nutzt, muss keine Programmierkenntnisse haben, aber verstehen, wie man KI gezielt einsetzt und Ergebnisse prüft. Journalistinnen und Journalisten werden künftig eher zu Content-Managern und Strategen. Sie planen, analysieren und veröffentlichen, während viele operative Schritte automatisiert ablaufen. Dafür braucht es neue Kompetenzen wie Datenverständnis, Automatisierungslogik oder das präzise Formulieren von KI-Aufgaben. Der Beruf wird dadurch nicht entwertet, sondern aufgewertet. Er konzentriert sich wieder auf das, was Menschen besser können als Maschinen: Geschichten erzählen, Zusammenhänge erkennen, Haltung zeigen.

Wie unterstützt der publizer diese neue Arbeitsweise? Und gibt es schon Erfahrungen aus der Praxis?
publizer ist eine hochmoderne Standardlösung, die über 90 Prozent der Anforderungen von Publishern abdeckt. Durch diese hohe Standardisierung ergeben sich enorme Kostenvorteile – sowohl in der Projektumsetzung als auch im laufenden Betrieb. Das System automatisiert die Content-Erstellung durch KI-Agenten oder den Import von Inhalten, zum Beispiel von der dpa, und organisiert die Ausspielung automatisch auf alle digitalen Kanäle – von der Website über Newsletter bis zu Social Media. Bei DieSachsen.de setzen wir diese Technologie bereits erfolgreich ein. Die Ergebnisse sind beeindruckend: höhere Veröffentlichungsfrequenz, mehr Reichweite und deutlich weniger administrativer Aufwand. publizer ersetzt keine Redakteure – er macht sie produktiver.

Sie sprechen häufig vom „Plattformjournalismus“. Was genau verstehen Sie darunter – und welche Rolle spielt publizer dabei?
Plattformjournalismus eröffnet Zeitungsverlagen neue Wege, ihre redaktionelle Relevanz zu erweitern und auch zu monetarisieren. Mit publizer können Verlage eigene Plattformmodelle aufbauen, auf denen neben der Redaktion auch freie Autor:innen, Vereine oder Unternehmen Inhalte veröffentlichen. So entstehen lebendige, regionale Themenplattformen, die Reichweite, Vielfalt und Relevanz stärken. Das Spannende dabei ist, dass Autor:innen monetär am Erfolg der Plattform beteiligt werden können, was wieder ganz neue Ansätze für Publisher ermöglicht. Das Besondere: publizer übernimmt Technik, Hosting, Nutzerverwaltung, Freigabeprozesse und Monetarisierungsmöglichkeiten, die Verlage behalten die Kontrolle und können neue Geschäftsmodelle mit minimalem Aufwand testen und etablieren. Plattformjournalismus ist damit kein Ersatz für klassische Redaktionen, sondern ein strategisches Zusatzinstrument: Er erweitert den publizistischen Spielraum, stärkt die Marke und erschließt zusätzliche Erlösquellen und dass alles auf einer gemeinsamen technologischen Basis.

Ihr Vortrag auf dem CrossMediaForum lautet „Automatisiert. Monetarisiert. Publiziert.“ Was wird die Kernbotschaft sein?
Die Kernbotschaft ist: Automatisierung schafft Freiräume. Monetarisierung schafft Zukunft. publizer verbindet beides. „Automatisiert“ steht für die technischen Möglichkeiten, Inhalte effizient zu erstellen – durch KI-Agenten, Importschnittstellen und automatisierte Veröffentlichungsprozesse. „Monetarisiert“ umfasst alle Module, die daraus ein wirtschaftlich tragfähiges Geschäftsmodell machen: Werbeintegration, Paywall, Abo-Modelle, Newsletter-Vermarktung. Und das alles, ohne Daten oder Umsätze an Dritte abzugeben. „Publiziert“ ist schließlich die Summe beider Aspekte: Wer Inhalte automatisiert erstellt und intelligent monetarisiert, kann dauerhaft erfolgreich publizieren. Der publizer ist damit nicht nur ein CMS, sondern eine Publishing-Infrastruktur für die nächste Generation des Journalismus.

Thomas Wolf ist Geschäftsführer der publizer GmbH, Betreiber des Nachrichtenportals DieSachsen.de und Referent auf dem 27. CrossMedeiaForum KI-Spezial am 27.11.2025.

 

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