
Von Martin Reinheimer, Partner bei der SIMIO Consulting
Der Markt für Digital Asset Management (DAM) ist in Bewegung. Neue Wettbewerber betreten die Bühne, während etablierte Anbieter verschwinden – sei es durch Übernahmen oder weil ihre Systeme den gestiegenen Anforderungen nicht mehr gewachsen sind. In diesem Artikel werden die Auslöser für diesen Wandel beleuchtet und aufgezeigt, wie DAM-Kunden zukunftsfähige Entscheidungen treffen können.

Martin Reinheimer
Um das Jahr 2000 war DAM noch ein Nischenthema: Es ging primär um die Verwaltung von Bilddaten für den Printbereich, mit Fokus auf exzellente Qualität und Detailgenauigkeit. Social Media spielte höchstens eine private Rolle – von Omnichannel-Marketing keine Spur. Viele Anbieter entwickelten ihre Systeme über Jahre hinweg auf gewachsenen IT-Strukturen weiter. Diese monolithischen Architekturen galten als ausgereift, aber jede Weiterentwicklung war aufwendig. Anpassungen bedeuteten hohe Kosten, da jede Kundeninstanz individuell getestet und ausgerollt werden musste. Die Folge: Ein unflexibles Produkt, das mehr Projektlandschaft als standardisierte Softwarelösung wurde.
Die Cloud hat das Spielfeld grundlegend verändert. Bezahlbarer, skalierbarer Speicher sowie moderne Microservice-Architekturen ermöglichen modulare, API-basierte Systeme. In der Praxis bedeutet das: Funktionen lassen sich segregiert weiterentwickeln und warten – ideal für dynamische Anforderungen. Ein Trend geht sogar noch weiter: Headless-Ansätze verzichten ganz auf eigene Benutzeroberflächen und liefern stattdessen reine Schnittstellen für Backend-Komponenten. Solche Systeme lassen sich flexibel in bestehende Infrastrukturen einbetten und erleichtern den Aufbau einer Gesamtlösung mit individuellen Frontend-Komponenten erheblich. Gleichzeitig haben digitale Kommunikationskanäle wie Social Media die Oberhand im Marketing gewonnen. Die Anforderungen an Assets haben sich verändert – statt perfektem Farbmanagement zählen heute Geschwindigkeit, Skalierbarkeit und plattformgerechtes Ausspielen.
Künstliche Intelligenz bringt zusätzlich Tempo in die Entwicklung: Automatisierte Prozesse, generative Inhalte und Analysefunktionen werden zum neuen Standard. Anbieter, die bereits cloudbasierte Dienste bieten, profitieren enorm – sie können KI-Funktionalitäten ohne große Umwege integrieren und Kunden damit echten Mehrwert bieten.
Konsequenzen für Softwareanbieter
Für etablierte Anbieter bedeutet das einen Paradigmenwechsel. Bestehende Lösungen lassen sich meist nicht einfach modernisieren – zu komplex, zu unflexibel. Oft führt kein Weg an einem kompletten Neuentwurf vorbei. Diese Entscheidung ist strategisch heikel, da Ressourcen für neue Entwicklungen gebunden werden, während das bestehende Geschäft weiterlaufen muss. Kommunikation ist in dieser Phase entscheidend: Kunden müssen von der Sicherheit, Skalierbarkeit und Zukunftsfähigkeit der neuen Lösung überzeugt werden. Wer den Wandel verschläft, läuft Gefahr, den Anschluss zu verlieren – denn die Nachfrage nach klassischen Systemen sinkt kontinuierlich. Die Optionen sind klar: Entweder man wagt den Neuanfang mit einem modernen System, oder man spezialisiert sich gezielt auf Nischenlösungen mit hoher Expertise in einem dedizierten – aber überschaubaren – Segment.
Der Wandel bietet Chancen für Neueinsteiger: Ohne Altlasten können sie schlanke, leistungsfähige Systeme auf Basis moderner Technologien entwickeln. Der Fokus liegt dabei auf den Kernfunktionen – Speichern, Organisieren und Bereitstellen von Inhalten – mit flexibler Skalierung und optimaler Integration in den digitalen Tech-Stack.
Worauf Kunden jetzt achten sollten
Käufer von DAM-Lösungen stehen heute vor einer größeren Auswahl denn je. Doch Vielfalt bedeutet auch Komplexität. Statt sich allein auf bekannte Referenzen zu verlassen, sollten Entscheider einen genauen Blick auf die Technologie werfen. Wie zukunftsfähig ist die Lösung? Wie gut passt sie in die eigene Systemlandschaft? Unabhängige Beratung kann helfen, Fehlentscheidungen zu vermeiden – besonders wenn es um strategische Infrastrukturentscheidungen geht. Denn ein DAM-System ist heute mehr als eine Medienbibliothek: Es ist ein zentraler Baustein der Marketing-Technologie.
Fazit: Wer sich nicht bewegt, verliert
In der Hightech-Welt gilt: Wer zu lange wartet, wird vom Markt überholt. Die Innovationszyklen sind kurz, die Anforderungen hoch. Anbieter wie Kunden müssen deshalb gleichermaßen vorausschauend agieren. Wer heute ein DAM-System auswählt, sollte nicht nur auf die Marke achten – sondern auf Technologie, Integrationsfähigkeit und langfristige Entwicklungsperspektiven. Nur so lässt sich sicherstellen, dass die eigene Marketing-Infrastruktur auch in Zukunft leistungsfähig bleibt.