Transformation von Fachzeitschriften: A Hard one to play!

Auf den B2BMediaDays habe ich eine Gesprächsrunde zur "digitalen Transformation von Fachzeitschriften" moderiert. Die hochkarätige Runde aus Fürhungskräften machte sich erstaunlich & erfreulich ehrlich und legte die Karten auf den Tisch: Wir müssen, wir wollen, wir wissen auch ein paar Wege - aber wir sind noch lange nicht weit genug. Der folgende Artikel beschreibt als Checkliste Herausfordeurngen und sechs zentrale Handlungsfelder.

Ehrhardt Heinold

Ehrhardt Heinold

  1. Veränderung des Nutzerverhaltens: Das Leseverhalten und die Erwartungen der Zielgruppen ändern sich rasant. Fachzeitschriften müssen ihre Inhalte und Angebote an neue Konsumgewohnheiten anpassen, etwa durch mobile Optimierung, multimediale Inhalte und Interaktivität
  2. Monetarisierung und Geschäftsmodelle: Die Umstellung von Print auf digitale Geschäftsmodelle gelingt nur langsam. Der Großteil der Umsätze stammt weiterhin aus Print, während digitale Angebote oft nur einen geringen Anteil ausmachen. Neue Monetarisierungsstrategien wie Paywalls, digitale Abos oder personalisierte Inhalte müssen entwickelt und am Markt etabliert werden
  3. Kultureller Wandel und mangelnder Veränderungswille: Viele Verlage und Redaktionen halten an traditionellen Print-Strukturen fest und scheuen tiefgreifende Änderungen in Arbeitsprozessen und Strategien. Der „Digital First“-Ansatz wird oft nur halbherzig umgesetzt, was die Transformation verlangsamt. Es fehlt häufig an einer dynamischen Mentalität für Wandel und an der Bereitschaft, Routinen und gewohnte Prozesse zu hinterfragen und anzupassen
  4. Investitionsbereitschaft und Ressourcen: Die Geschäftsleitung ist oft zurückhaltend bei Investitionen in neue Technologien, Systeme und Personal. Digitale Kanäle und Tools entwickeln sich schnell, was kontinuierliche Investitionen erfordert. Die Transformation benötigt nicht nur technologische, sondern auch personelle und organisatorische Ressourcen, die nicht immer ausreichend bereitgestellt werden
  5. Personal und Kompetenzen: In vielen Verlagen mangelt es an digitaler Kompetenz sowohl in der Redaktion als auch im Management. Falsche Personalentscheidungen und fehlende Teamfähigkeit können die Transformation erheblich bremsen.Die Integration neuer Mitarbeiter im Homeoffice gestaltet sich schwierig, und es kommt zu Kreativitätseinbußen durch fehlenden persönlichen Austausch
  6. Technologische Herausforderungen: Veraltete und inkompatible Systeme erschweren die Automatisierung und Digitalisierung von Prozessen. Die Integration neuer Technologien, wie KI, ist komplex und erfordert Know-how sowie eine Anpassung der bestehenden IT-Landschaft. Datenschutz und IT-Sicherheit gewinnen an Bedeutung und stellen zusätzliche Anforderungen an die technische Infrastruktur
  7. Rechtliche und regulatorische Unsicherheiten: Die Nutzung von Inhalten durch KI und die Ausbeutung redaktioneller Leistungen durch Dritte werfen neue urheberrechtliche und regulatorische Fragen auf. Viele Verlage fordern eine Anpassung des Rechtsrahmens, um ihre Inhalte zu schützen
  8. Identifikation und Unternehmenskultur: Die Identifikation der Mitarbeitenden mit dem Unternehmen kann durch Remote-Arbeit und digitale Prozesse leiden, was die Bindung und Motivation schwächt

Karten auf den Tisch und mutig voran!

Diese Probleme zeigen, dass die digitale Transformation von Fachzeitschriften ein vielschichtiger Prozess ist, der technologische, organisatorische, personelle und rechtliche Aspekte gleichermaßen betrifft. Ein erfolgreicher Wandel erfordert eine klare Strategie, Investitionen, den Aufbau digitaler Kompetenzen und eine offene Unternehmenskultur. Als Handlungsoption sehe ich sechs Handlungsfelder - alle herausfordernd, aber alle obligatorisch:

  1. Karten auf den Tisch, keine Selbstverständlichkeiten mehr!
    Die Transformation sollte mit einer ehrlichen Bestandsaufnahme beginnen: Entwicklung der Erlösmodelle, Bedürfnisse der Werbekunden und Nutzenden kennen (Buchgefühl-Personas helfen nicht weiter), Marktentwicklungen, Stellenwert von Content etc.
  2. Geschäftsmodelle und Produktangebot entbundeln und neu denken!
    Leistung für Werbekunden (Branding, Leads, Content Marketing, Agenturleistung), Leistung für Leser / Nutzer (Informationsformen, Arbeitstool, Weiterbildung), Vernetzung, E-Commerce etc. einzeln als Geschäftsmodell managen und dann eventuell wieder in einem Fachmedium mit mehreren Erlösmodellen bündeln
  3. Funktion im Branchenökosystem finden und Medienstrategie entwickeln
    Um eine Fachzeitschrift in eine Fachmedienmarke zu transformieren, muss ich wissen, wofür die Zeitschrift steht und welche tragfähige Funktion sie im Markt hat. Daraus entwickele ich eine medienunabhängige Markendefinition und eine kanalspezifische Contentstrategie.
    Beispiel DIE ZEIT: „Wir verkaufen kein Papier, keine App und keine Website. Was wir verkaufen, ist Aufklärung.“ Nils van der Kall, Geschäftsführer und Chief Commercial Officer der ZEIT Verlagsgruppe
  4. Vermarktungsstrategie mit Customer Journey, Services und KPIs steuern
    Kommunikationskanäle und Touchpoints managen, vermehrt personalisierte Services (z.B. Onboardings) anbieten
  5. IT-Infrastruktur für Data-Analytics, Automatisierungen und Produktion aufbauen
    Crossmediale und multimediale Produktionsinfrastruktur aufbauen, CRM und Data-Analytics-Infrastruktur, Integration von KI-Tools alle Workflows
  6. Transformation als Organisationsentwicklungs- und Veränderungsprojekt managen und dann leben
    Jede Transformation ist ein Veränderungsprojekt und sollte so gemanagt werden: Ziele, Rollen, Meilensteine, Methoden, Mitarbeitende und Empowerment

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