Das schwarze KI-Monster ist in Wirklichkeit ganz lieb – aber die Hand geben solltest du ihm schon

„KI macht Spaß. KI ist erlernbar. KI hilft und bereichert,“ sagt Beraterin Katja Krause im folgenden Interview und ermuntert Verlage, nicht länger zu warten, sondern loszulegen. Allerdings müsse es dabei einen Mindshift geben, vor allem bei den Führungskräften. Katja Krause wird ihre Thesen auf dem 26. CrossmediaForum am 4. Juli 2024 in München vorstellen.

Katja Krause

Als Einstieg eine ganz pauschale Frage: Wie offen sind Verlage beim Thema KI? Wird schon probiert oder noch sondiert?
Sowohl als auch. Allerdings ist allen Verlagen, mit denen ich spreche, klar, dass das Thema wichtig ist und sie zeitnah agieren müssen. Viele sind schon fleißig am Probieren. Allerdings fehlt oft noch in der Fläche das Wissen. Dabei sollten möglichst alle Mitarbeitenden schnell die neuen Möglichkeiten kennenlernen und in die Anwendung kommen.

Wo siehst Du Ansatzpunkte im klassischen Lektorat?
Hier kann KI im Bereich Sachbuch z.B. bei der Recherche helfen, im fiktionalen Bereich bei der Ideenfindung, beim Plotten, der Figurenentwicklung etc. Ich empfehle aber nicht, urheberrechtlich geschützte Texte in KI-Tools zu werfen und die dann quasi glattzubügeln. Natürlich könnte KI aus jedem Text einen (mittelguten) Hemingway machen. Aber wer will das? Ich möchte Texte von Menschen lesen und ich möchte, dass Menschen sie lektorieren. Ich weigere mich standhaft, in meinen Beratungen eine andere Botschaft weiterzugeben. Zudem wäre das ein klarer Urheberrechtsverstoß. Denn ich glaube nicht, dass Autor:innen Verlagen wissentlich gestatten, mit ihren Texten LLMs zu trainieren. Zumindest ist mir kein Fall bekannt.

„Ich möchte Texte von Menschen lesen und ich möchte, dass Menschen sie lektorieren. Ich weigere mich standhaft, in meinen Beratungen eine andere Botschaft weiterzugeben“

Und wo im Marketing?
Im Marketingbereich sehe ich im Augenblick die besten Einsatzmöglichkeiten. KI ist z.B. sensationell gut, wenn es um Social Media Strategien und -Content-Erstellung geht. KI schreibt dir in zwei Minuten ein komplettes You-Tube-Video-Scipt. Und zwar in Agentur-Qualität. Aber auch im Bildbereich kann KI zaubern. Es war nie einfacher, seine Produkte gut aussehen zu lassen und sie kreativ und zielgruppengenau zu präsentieren.

Was muss ein Verlag machen, um diese Tools einzusetzen? Reichen Weiterbildungen oder geht es auch um grundsätzliche Veränderungsprozesse?
Die Entscheider:innen in Verlagen müssen dringend in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiterenden investieren. Es gibt viele Berührungsängste, begründete Sorgen vor Arbeitsplatzverlust. Diese Ängste muss man adressieren und durch Wissensaufbau überschreiben. Denn erlernen die Mitarbeitenden, wie man mit diesen Tools kreativ umgeht, kommt Freude auf und Lust, Neues auszuprobieren. Da muss es einen Mindshift auf allen Ebenen geben. Ziel von Innovationsteams sollte es sein, KI-Botschafter in allen Abteilungen aufzubauen – Leute, die Lust auf KI haben und andere mit dieser Freude am Neuen anstecken. Dann kommen die Veränderungsprozesse automatisch – organisch und von innen.

„Da muss es einen Mindshift auf allen Ebenen geben. Ziel von Innovationsteams sollte es sein, KI-Botschafter in allen Abteilungen aufzubauen – Leute, die Lust auf KI haben und andere mit dieser Freude am Neuen anstecken.“

Wie schätzt Du das Zusammenspiel von Mensch und KI ein: Wo wird entlastet, wo ersetzt?
Das ist eine Bewertungsfrage. Entlastet wird der Mensch von Sachen, die keinen Spaß machen, die lange dauern, repetitiv sind. Hier wird jeder KI als nützlichen Assistenten begreifen. Schwierig wird es bei Aufgaben, die Menschen Spaß machen, die aber KI genauso gut und schneller erledigen kann. Da wird es einige Tränen geben, weil Arbeitsplätze verschwinden. Aber: Wenn KI Zeit spart, kann sie anderswo eingesetzt werden. Und das sollten alle Mitarbeitenden als Chance sehen: Denn in den letzten Jahren sind vor lauter Change-Prozessen in den Verlagen die Autor:innen auf der Strecke geblieben. Oft mussten sie – neben dem Ärger über geringe Vorschüsse – auch noch ihr Marketing und ihre Pressearbeit mitmachen, weil es in den Verlagen dafür keine Zeit mehr gab. Jetzt besteht die Chance, dieses Ungleichgewicht aufzulösen und wieder mehr für die Autor:innen und die kreative Arbeit da zu sein.

Dein Vortrag auf dem CrossMediaForum heißt „KI Life Hacks im Verlagsalltag“. Was wird die wichtigste Botschaft sein?
KI macht Spaß. KI ist erlernbar. KI hilft und bereichert. Und sie sollte kein Grund für Ängste sein. Das schwarze KI-Monster ist in Wirklichkeit ganz lieb – aber die Hand geben solltest du ihm schon.

Katja Krause, Autorin, Audio- und Verlagsexpertin und KI Beraterin für die Zielgruppen Buchverlage und Autor:innen. Seit mehr als 20 Jahre im Verlagsgeschäft – sowohl als Programmleiterin eines großen Hörbuchverlages, als auch als Lektorin und Referentin auf dem 26. CrossMediaForum am 4. Juli 2024 in München.

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