Umsetzung von Barrierefreiheit für Fachinformationen mit Hilfe von KI

Die Umsetzung der Vorgaben des BFSG für die Barrierefreiheit von Fachinhalten beinhaltet eine Fülle von technischen sowie inhaltlichen Anforderungen. Wie durch den Einsatz von KI die Aufwände für die Erfüllung dieser Vorgaben reduziert werden können, erläutern Stefan Gaßmann, Mariana Schumann und Michael Kusche im folgenden Interview.

Worin liegt die Herausforderung von barrierefreien Fachinhalten?

Mariana Schumann

Mariana Schumann

Die Umsetzung der Vorgaben des BFSG für die Barrierefreiheit von Fachinhalten beinhaltet eine Fülle von technischen sowie inhaltlichen Anforderungen. Gerade Fachinformationen definieren sich durch komplexe Zusammenhänge und dementsprechende Anforderungen an Sprache sowie der zweckmäßigen Gestaltung. Aus diesen Sachverhalten ergeben sich im Grunde zwei primäre Herausforderungen: einerseits sind praktikable und realisierbare Rahmenbedingungen im Hinblick auf Barrierefreiheit für die eigenen Produkte zu definieren und andererseits sind diese in die Arbeitsabläufe der Medienproduktion möglichst effizient zu integrieren, sodass auch weiterhin eine automatisierte und effiziente Produktion möglich ist.

Ihre Lösung generiert barrierefreie Alternativtexte per KI. Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit der Textqualität gemacht?
Grundsätzlich ist mit nativer künstlicher Intelligenz bereits ein gutes Qualitätslevel erreichbar. Besonders Fachinhalte umfassen aber ein breites Spektrum an grafischen Darstellungen, die einem Nutzer vor allem auch Zusammenhänge illustrieren sollen, die mit bloßem Text nicht einfach zu vermitteln sind. Hinzu kommen verschiedenste Objekte – von der chemischen Formel bis zum Straßenschild  – , die sich in Abbildungen wiederfinden können. Aufgrund dieser heterogenen Informationslandschaft gibt es häufig nicht „den einen“ Alternativtext. Es müssen verschiedene Aspekte je nach Art einer Abbildung berücksichtigt werden.

Michael Kusche

Michael Kusche

Wie genau erfolgt die Integration in den Workflow?
Das Einbringen redaktioneller Informationen für barrierefreien Content muss dort verortet werden, wo die Fachkompetenz vorliegt. In diesem Fall ist das die Redaktion bzw. das Lektorat. Um eine reibungslose Integration zu gewährleisten, setzen wir deshalb bei dem Dokumententyp an, der aktuell am häufigsten in den Medienhäusern verbreitet ist: Microsoft Word. Nach dem Eingang der Worddokumente im Lektorat werden aus den Dokumenten alle Abbildungen extrahiert, der Alternativtext sowie ggf. Varianten erzeugt und direkt wieder in die Word-Dokumente integriert. So vermeiden wir konsequent Medienbrüche, strukturieren den Content und reduzieren die zusätzlichen Aufwände für das Lektorat auf ein Minimum. Darüber hinaus stellen wir sicher, dass bei der weiteren Verarbeitung der Word-Dateien in unserem XML-Workflow die Alternativtexte gezielt angesteuert und weiterverarbeitet werden können. Ein wichtiger Punkt ist, dass dieser Workflow die Medienhäuser bei der Umsetzung einer Digital First Strategie durch die Erzeugung von strukturiertem, medienneutralen Content unterstützt.

Nach dem Motto „Human in the Loop“: Welche Rolle haben die Redaktionen bzw. Lektorate bei dieser Lösung?
Redaktion und Lektorat sind bei unserer Lösung der Dreh- und Angelpunkt, da sie über die Expertise zu den Fachinformationen verfügen. Aus diesem Grund ist mit dem Wissen sorgsam umzugehen. Wir unterstützen hier mittels einer Diagnose der Verarbeitungsergebnisse, um die allgemeine Engine zu verbessern, bei gleichzeitiger Abgrenzung gegenüber der Verwendung von Informationen für das Training der KI-Systeme. Hervorheben wollen wir, dass die finale Entscheidung für den „korrekten“ Alternativtext weiterhin beim Lektorat liegen muss, da es sich um eine klar inhaltliche Anforderung seitens des BFSG handelt.

Stefan Gaßmann

Stefan Gaßmann

Wie aufwändig war die Umsetzung?
Ein Großteil des Umsetzungsaufwands bestand in der Analyse, Machbarkeitsstudie und Lösungskonzeption. Hier sind wir sehr sorgfältig vorgegangen und sind besonders froh,  dabei auf die langjährige und vertrauensvolle Partnerschaft zwischen Techniker (mediaTEXT) und Anwender (DG Nexolution) zurückgreifen zu können, sodass die Lösung von beiden Expertisen profitieren kann.

Ihr Vortrag auf dem CrossMediaForum lautet „Barrierefreiheit fängt im Workflow an: Wie DG Nexolution KI-generierte Alternativtexte direkt in Manuskriptdaten integriert“. Was wird die Kernbotschaft sein?
Die digitale Transformation erfordert Offenheit für technologische Veränderungen. In diesem konkreten Fall reduziert der gezielte Einsatz von KI die Aufwände für die Erfüllung der Vorgaben der Barrierefreiheit erheblich. Wir verstehen KI als effizientes Werkzeug, das uns dabei unterstützt, jederzeit die Qualität unseres Contents sicherzustellen.

Stefan Gaßmann, Geschäftsführer, mediaTEXT Jena GmbH, Mariana Schumann, Gruppenleitung Herstellung, und Michael Kusche, Projektkoordinator Media Publishing, DG Nexolution, sind Referent/innen auf dem 27. CrossMediaForum.

 

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